Zu mir kam er sehr gerne zum Erzählen, Mein Nachbar, der glaubwürdig, ernst: ?Du kannst Dein Leben nicht erwählen, Selbst wenn Du es am Ende oft besternst.
Im Achsenjahre Neunzehnhundertfünfundvierzig Wurden in unserm Dorfe letzte Krieger ausgehoben. Wir waren sechzehn, keiner dreißig, vierzig, Als man uns zum Appell am Dorfplatze geschoben.
Als letztes Aufgebot waren wir ausersehen, Für Hitler die Soldaten aus Amerika zu stoppen. Deshalb erhielten Waffen wir und sollten gehen In derben Schuhen, Mützen ? und in groben Joppen.
Wir hörten schon den Donner in westlicher Ferne Und kamen abends hin zum Sammellager. Kein Einziger von uns marschierte gerne, Blass, ängstlich waren wir ? und hager.
Wir Jungen, die in Weinbergen geboren Und nur glückselig-edle Kindheit hatten, Wir waren nun unselig auserkoren Zu kämpfen letztlich in Diktators Schatten.
Da kam ich Gottseidank auf jenen Trichter, Mit diesem meinem besten Freund zu türmen. Wir waren gegen Schießen, gegen Bombentrichter Und wollten keine Stellungen mehr stürmen.
Wir mussten uns im Walde tief verstecken, Voll Angst und hungernd hingekauert. Wir wollten nicht mehr kämpfen, nicht verrecken, Nicht dorthin, wo dem Feind man hinterrücks auflauert.
Hätte man uns beide da im Wald entdeckt, Hätte man uns als Fahnenflüchtige sogleich erschossen. So aber blieben im Walde frierend und versteckt ? Vom Himmel hat es damals fürchterlich gegossen.
Als wir zwei Tage später halb verhungert An einer Bauernpforte ängstlich klopften, Erschraken jene, weil wir da herumgelungert, Auf Trinken, Nahrung und auf Hilfe hofften.
Die Bauern hatten längst von unserer Flucht gehört Und brachten uns recht eilig zum Heuboden, Denn unser Leben war ja keinen Kreuzer wert, Man hätte uns erschossen und verscharrt im Boden.
So aber wurden wir versteckt und außerordentlich gerettet, Mit Essen, Trinken, Eimern und mit Decken gern versorgt. Wir haben unseren Körper räkelnd auf duftendes Heu gebettet Und alles hat man uns zu unserer Rettung gut besorgt.
Als dann der Spuk aus und der Krieg zuende, Da konnten wir als Flüchtlinge endlich nach Hause. Das war für uns die allerbeste Zeitenwende ? Und endlich gab es wieder Elternhaus und Brause.
Doch unsre große Freude kehrte sich in Trauer, Als wir im eigenen Dorfe bald erfahren hatten, Dass da so mancher allerliebste Bauer Zurück bekommen seinen Sohn ? nur zum Bestatten.
Kein Einziger von unsern Freunden hatte überlebt, Erschossen hat man sie im Irrsinnskriege alle. Wo Krieg und Unfreiheit nur Zwang bewegt, Da führen Ideale direkt in die Todesfalle.?