Vor mehr als dreißig Jahren: Beklemmung! Mit dem Schwiegervater weit spaziert: Zonengrenze, Todesstreifen, Völkertrennung, An Selbstschussanlagen vorbei zum Weg geführt!
Dort redet man beim Gehen immer leise, Weil alles unwirklich, seelenbedrückt. Nur hinter Zäunen eine kleine Meise, Wo bald die Grenzer nachgerückt.
Hoch oben auf dem Wachturm stehen sie, Alle mit Feldstechern in starker Hand: Die Freiheit gab es dort doch wirklich nie In diesem unnahbaren, fremden Land!
Dreißig Jahre danach: Nichts mehr zu sehen, Wo die brutale Grenze der Systeme. Alles kann frei man jetzt begehen, Vorbei die Propaganda, Furcht und Häme.
Wer die Beklemmung je erlebt, Wird an die Seelennöte sich erinnern, Wo heut' Normalität erneut erstrebt – Neuideologien dennoch schimmern...
Wer sich jetzt weiter abgewickelt fühlt, Der wird auch keine Schmach vergessen, Ist nicht gewillt, was einstmals hochgespült Aus seiner späten Seele auszulesen.
Nichts ist doch gut, was ideologieverbohrt Dem Alten weiterhin nachweint, Wo Vernunftgründe ständig angeschmort Dagegen sind, dass heut' vereint.
Die Traumata, sie wird es weiter geben, Sie werden unterschwellig Wirkung zeigen. Und nur das unverfälschte, junge Leben Kann langsam sich zu neuen Ufern neigen.