Die Zange©Hans Hartmut Karg2014Sie waren Brüder, Freunde, SchwesternIm Schweinestall ? und spielten gern.Die Ferkelzeit, die war schon gestern,Selten sahen sie ihren Herrn.Denn in der SchweinemastanlageLäuft alles automatisch ab.Mit Licht wird da die Nacht zum Tage,Die Fütterung besorgt ein Rad.Und automatisiert bleibt FleischIn den bodenspaltigen Boxen:Gelegentlich lautes Gekreisch,Als gäbe es kämpfende Ochsen.So rast das Schweineleben weiter,Schmutzkotz in Automatikwelt.Der Landmann wird zum Technikleiter,Es dreht sich alles nur um Geld.Gelegentlich kommt ein Transporter,Bringt neue Ferkel in den Stall.Die Welt hier kennt keinen Reporter,Die Tür schließt sich mit lautem Knall. Dann, wohl nach einem halben Jahr,Werden die Freunde mitgenommen.Sie wittern niemals die Gefahr,Sonst wären sie ihr längst entkommen.Im kachelweißen Raum stehn Männer,Ganz weiß gewandet wie die Engel.Die Schweine warten da nun länger,Eines verzehrt noch einen Stängel.Dann packt die Zange seinen Nacken,Epilepsiert rast nun das Hirn,Die Ketten können jetzt zupacken,Der Schweiß tritt auf des Metzgers Stirn. Nach einem tiefen, raschen SchnittSpritzt Blut aus diesem schönen Schwein.Der Körper zappelt, will das nit ? Doch bleibt im Sterben er allein.Warum müssen wir Schweine essen,Die klugen, edlen Glücksgeschöpfe?Warum müssen wir uns vergessen,Nur weil wir wollen volle Töpfe?Gar manches Tier wird nur getötet ? Und dann entsorgt im Schweineberg.Doch keine Scham die Wangen rötet:Ist das denn nichts als Teufelswerk?*