Der Kirschbaum wusch schon fünfzehn Jahre Und trug in keinem Jahr ´ne Kirsche. Der Hans, der raufte sich die Haare, Verließ den Garten mit Geknirsche.
Da traf er einen alten Bauern, Dem schilderte er sein Malheur. Der Hans, der war ja zu bedauern, Denn Kirschen mochte er gar sehr.
Der Alte grinste, zog die Mütze, Er kratzte sich an seiner Stirn: ?Der Baum ist wirklich zu nichts nütze, Da stände lieber eine Birn´!?
Er dachte still ein wenig nach Und sagte dann, bedächtig redend: ?Das ist ein großes Ungemach, Der narrt dich, der ist ja doch lebend?.
?Sag´ ihm doch einfach: Guter Baum, Willst du mir keine Kirschen tragen, Fäll ich dich, es ist mir kein Traum, Ich will dann auch nicht weiter klagen!?
So abgemacht! Im neuen Jahr, Als schon der Frühling angebrochen, Da kam der Hans und schlug fürwahr Dem Baume mächtig auf die Knochen.
?Wenn du heuer auch nicht blühst Und wir keine Kirschen ernten, Säg´ ich dich ab, du altes Biest, Kauf die Kirschen dann aus Kärnten.
Und ? oh Wunder! ? Tage nur Fängt der Kirschbaum an zu blühen, Steht als Leuchte in der Flur, Scheint vor Schönheit ganz zu sprühen.
Und im Herbst ? man glaubt es kaum ? Erntet Kirschen unser Hans, Und dies wird sein Lieblingsbaum, Kirschwein trinkt er, isst sie ganz.
So, oh Freund, ist unsre Welt: Zu viel Nachsicht treibt die Faulheit. Wer sich zwingt, dagegen steht, Dem winkt Reichtum ? u n d auch Schönheit.