Was waren das doch für Zeiten, Als man in Folianten blättern konnte, Sein Wissen ehrfürchtig daselbst weiten, Wo Geistgröße in Bibliotheken wohnte,
Als die Kultur Europas noch so jung war! Man sah die malenden Gesellen am Stehpult, Wo sie Stunde um Stunde und Jahr um Jahr Ihre Künste in Bücher brachten – mit Geduld!
Bunt sprangen einem die Anfangsbuchstaben Aus kraftvoll bemalten Blättern in die Augen, Wo die Schriften noch so schön und erhaben Bis heute des seligen Lesers Sinnen taugen.
Tanzende Minuskeln erfreuen das Gemüt, Bringen uns hin zum Ernst alter Schriften, In denen noch betender Glaube erblüht, Um mit Folianten Seelenheil zu stiften.
Früher musste man sich reisend bewegen, Um an Geistschätze heran zu kommen, Sich bemühen um den eigenen Lesesegen, Und zwar alle – nicht nur die Frommen!
Heute schwindet mit der wachsenden Bildflut Und mit dem Internet der Blick für das Weite, Denn trotz der Gewissheit, global präsent im Gemeingut Sind Näherungen an Minuskeln nur noch Bildaugenweide.