Das zweitbeste Bett©Hans Hartmut Karg2013Als Shakespeare gar entschlossen war,Die schöne Erde zu verlassen,Da wollt´ er der VerwandtenscharUnd die ihn lieben und nicht hassen ?Und die ihm auch nicht sonderbar ? Das Erbe gnädig zusteh´n lassen,Damit sie ihn als Großen garIn ihren Herzen leben lassen.Die Kleinteile im Stratford-Haus,Die er ihnen dann zubilligt,Die müssen dort nachher hinaus.Er fragt nicht, ob jemand einwilligt.Das größte Rätsel sind die Betten,Die schelmisch er ihnen vererbt,Dazu die großen Schauspielstätten,Wo er die Phantasie gegerbt.Die Ehefrau des größten Dichters,Die ihm fünf Kinder gern gebar,Bekam vom großen VersverrichterNur ´s zweite Bett, in dem er war.Nur Zweitbeste sollte sie sein?Da unkten schon die Zeitgenossen:Wer wohl des Dichters Liebste war,Für DIE er seine Lust vergossen?Das erste Bett, ganz leer und rein,Wenn er viel Liebe dort empfand:Das Bett sollte auch Sprache sein,Weil SIE ihm doch viel näher stand!Wollte er so zu seinem AbschiedDer Welt kundtun, wie er sie seheUnd ? ehe er dann ganz verschied ? Die Liebeslust noch einmal wehe?Nicht Fruchtbarkeit, nicht PlanungsfreudeEntscheiden über Lustgewinn.Allein im Augenblick, im HeuteLiegt geiler Liebe letzter Sinn.Kein Morgenlicht kann je ermessenDes Dichters tief empfundene Runden,In denen er dann selbstvergessenErwartete die Liebesstunden.Mit Einfachheit wächst aus dem StandDer Liebe tiefste Tändelei,Und aus dem Spiel mit ernster HandWird Zweierlei zum Einerlei.*