Mit unabhängigem Erkennen überlebt die Freiheit, führt zu neuer Befreiung.
Als ganz junger Mann hatte ich einen Lehrauftrag an einer Süduniversität, befristet auf Sommer.
Ich glaube, denen war ich nicht rechts genug.
Später lud man mich ein an eine Universität im Norden, dort vorzusprechen, „vorzusingen“.
Denen war ich, glaube ich, nicht links genug.
Als ich an die Regierung gehen sollte, spürte ich lange vor meiner Ablehnung, dass es da nur um Unterschriften ging:
Mit meiner vorgehaltenen Autorität hätte ich Entscheidungen decken sollen, die längst anderswo getroffen worden waren.
Ich wollte mich nicht vereinnahmen lassen, niemals für irgendwelche Zwecke instrumentalisieren.
Rechts braucht seine Feindbilder ebenso, wie Links diese ja auch kultiviert.
Mit den Feindbildern rechts heiligt man bekanntlich Machtallüren, um Herrschaft auf- und auszubauen.
Links braucht Solidarität als Vehikel, um Geldverteilungsmechanismen politisch umsetzen zu können.
So sah ich als alter, weiser Mann zurück, um zu erkennen: Freiheit ist immer in Gefahr. Man will sie rechts oder links dienstbar halten, sie kann ausufern, erodieren, sich verabsolutieren.
Gerade deshalb braucht sie Dich und mich, um die Menschen auch ohne ein Amt zu retten, weil wir uns nicht vor Karren spannen lassen, sondern leichter Bedingungen als Möglichkeiten ertasten.