Natürlich war er selbst dazu eingeladen, Der an der Peripherie des Wissensadels stand. Er kam auch, war ja sehr gut beraten, So dass er zur Eröffnung sich gerne einfand.
Da standen sie, viele der bekannten Gesichter, Die konnte er im Hallenrund ausmachen: Es gab Professoren, Ehrengäste, Richter Mit ehrwürdigem Antlitz – ganz ohne Lachen.
Zwei unbekannte Männer standen an seinem Tisch, Die immerzu von der Bedeutung des Museums sprachen. Sie holten Snacks zum Wein, ein wenig Fisch Und meinten, man präsentiere Gegenstände und Sachen.
Die Personen waren unserem Freund sehr vertraut, Sie standen jetzt nah, doch schienen sie ihm fern. Oftmals hat er zu ihnen früher hoch aufgeschaut, Denn sie, sie prüften mit ihm wirklich gern.
Alle aßen Snacks, es gab guten Wein, Man unterhielt sich leider gar nicht lange, Musste ja zum angekündigten Vortrag hinein Und ging hinauf, damit der Redner anfange.
Und unser Freund – stand ganz allein, Er hielt sich immer noch am Glase fest Und trank viel von dem wunderbaren Wein, Denn dieser Tag war für ihn auch ein Fest.
Doch wollt' als Alkoholiker er niemals gelten, Ließ sein Glas stehen und ging rasch nach oben, Wo viele schon auf den Stühlen saßen, den gestellten, So konnte man auch den Veranstalter loben.
Jene, die unten gewichtig gestanden hatten Die standen auch hier oben, ja, ganz richtig, Weil stehend sie im Sprechen Bedeutung fanden, Denn wer vorne stand, der war auch wichtig!
Plötzlich kam der Laudator nun zu unserem Freund Und bat ihn, gleich mitzukommen. Der war verblüfft: „Hat er denn mich gemeint?“ Dann war er nach hinten zu ihm gekommen.
Und der Laudator zeigte ihm die zwei Krawatten: „Was meinen Sie, welche soll ich denn nehmen?“ Er stand da, alt, hager, fast nur noch ein Schatten, Doch die Entscheidung sollte ihn nicht lähmen.
Unser Freund, so überrascht, der niemals wusste, Welches Kleid die eigene Frau am Tage trug, Ihm blieb der Atem weg und schwer gng die Puste, Denn dazu fehlte eigentlich ihm der Bezug.
Dann entschied er doch: „Die Rote soll's sein!“ Und? Der Laudator daraufhin verschwand. Der Freund setzte sich natürlich in die letzten Reih'n, Wo der Unbedeutende seine Aufnahme fand.
Bald stand mit Rot der Redner am Pult, Applaus brandete auf, es blitzte und blitzte. Man genoss die Rede nun mit viel Geduld, Denn es war hell, warm und mancher schwitzte.
Alles war richtig, was der Redner sagte, Den Inhalt hat unser Freund längst vergessen. Es war, als ob wie früher man regierend tagte Und auch die Zeit von allen ward brav abgesessen.
Nach dieser Rede nun erneut Applaus, Herumstehen, Ein paar Gäste hatten den Saal längst verlassen. Auch unser Freund wollte und musste endlich gehen, Dabei musste er sich an den Kopf schon fassen.
Was hatte das ihnen allen denn heute gebracht, Wo's viel zu hell, zu warm und zu fremd? Die Welt schien ihm fern, wo man niemals lacht', Ihm selber klebte auf der Haut das weiße Hemd.
Als er draußen war, atmete er richtig tief ein, Denn diese kühle Luft, ja, sie erquickte. Er traf seine Frau und durfte frei sein, Wo ihn dieDekoration und das Licht erquickte.
So ging er mit der Liebsten zum Bratwurstessen, Dachte dabei an den Hasen und an Albrecht Dürer, War bei Ritter, Tod und Teufel gedanklich gewesen, Denn die Kunst, die blieb immer sein Seelenführer.
Kann ein Museum das Alte denn bewahren, Es wirklich dem Vergessen so entreißen, Wenn man herholt Repräsemtamz in Scharen, Um auf Vergangenes hinzuweisen?
Stehen wir Menschen mit den Taten im Kosmos Sind wir global denn tatsächlich so wichtig, Dass wir in Museen wie in Abrahams Schoß Alles ausstellen müssen, was vielleicht nur nichtig?
Der erste Biss löste das Nachdenken aus: Sind vielleicht Genüsse nur unsterblich? Geben Erinnerungen der Weisheit den Garaus, Deren Freuden nachhaltig und erblich?
Er schlenderte mit der Liebsten zum Schönen Brunnen, Beide drehten dreimal um die Achse jenen Ring, Mit dem auf das Leben unser Glück besungen, Weil es jetzt um Gegenwart und um die Liebe ging.