Der Halbmigrant

©Hans Hartmut Karg
2012

Als junger Mann lernte ich fleißig
In meinem schönen Heimatland.
Doch früh machte mich Sehnsucht reisig,
War voll von Lebenslust, Verstand.

Als Goldschmied wurde ich gebildet,
Ich lernte Lesen, Schreiben Rechnen.
Da war ich mächtig eingebildet,
Konnte doch alles selbst berechnen.

Das Feine lag mir, ich war gut,
Die Konkurrenz war gleichfalls groß.
Nach Krankheit sank deshalb mein Mut,
Ich musste einfach weg und los.

So zog ich denn aus Ungarn fort,
Nürnberg war mir Verheißung, Ziel.
Das war für mich der beste Ort,
Da gab es Kunst, da gab es Stil!

Ich schnürte meine Reiseschuhe
Und sattelte mein Pferd,
Lud auf die kleine Handwerkstruhe,
Verließ den Elternherd.

Ja, Nürnberg nahm mich offen auf,
Wie froh war hier das Leben!
Ein jeder, frei im Lebenslauf,
Konnte nach Reichtum streben.

Da lernte ich die schöne Frau,
Die mir den Sohn denn schenkte,
Lieben in einem Fachwerksbau,
Wohin die Lust uns lenkte.

Bald kam mein Albrecht auf die Welt
Als Glückskind und als Halbmigrant,
Der große Maler ? und mein Held,
Mein Augapfel in fremdem Land.

Er schuf die allergrößten Bilder
Und liebte tief die Seinsnatur,
Hob Feinheit auf die Malerschilder
Der Zünfte ? und schuf Hochkultur!

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