Mancher Kunstbaum steht auf dem Balkon, Obgleich Natur ja längst zu Grün erwacht. Doch was juckt das den Verächter schon, Für welchen der Kunststoff alles vollbracht?
Da muss man ein Unkraut nie mehr jäten, Nichts wächst aus, muss so beschnitten sein. Man geht lieber in die vielen Läden Und kauft sich den grünen Schein.
Kennt jener überhaupt den alten Baum, Der den Weg zu seinem Auto säumt? Hat bei ihm die Seele denn noch Raum Oder ist sie längst freudengeräumt?
Warum sind denn die Pflanzen am Balkon Jedes Jahr immer eingegangen? Haben sie gespürt, dass da kein Sohn Freundlich unterstützt ihr Blühverlangen?
Bequemlichkeit führt zu seltamen Blüten, Faulheit ebnet manchen Lebenswege, Lässt so Untugenden behüten, Als gäb' das dem Leben Privilege!
Ein Baum am Weg braucht andere Verehrer, Blicklosigkeit kann er niemals verschmerzen: Gelegentlich streichelt am Stamm ein alter Lehrer Ihn. Dann sind sie vereint, die beiden Herzen.