Vor fünfundzwanzig Jahren war ich Vierzig Und Tschernobyl noch jung und frisch. Die gute Luft, sie roch damals noch würzig, Wein und Schwein kam bedenkenlos auf unsern Tisch.
Die Steilkarriere stand mir damals offen, Doch wollte ich nur gerne Vater bleiben, Hab´ mit Entscheidungen Verzicht getroffen, Um die Gedichte, Bücher für die Welt zu schreiben.
Ein ?homme de lettre? wollte ich doch sein, Kein Aktenbrüter, fader Bürokrat. Mir schien die Welt so wunderschön und rein, Ich lebte immer gern in Staat und Stadt.
Nun bin ich Fünfundsechzig und ein alter Knopf, Grauhaarig und verbraucht, ja, auch noch krank. Doch sehr lebendig ist und bleibt mein Kopf Und dafür sag´ ich meinem Herrgott lieben Dank.
Er hat mich bis hierher begleitet und getragen, Wir alle sind heut´ weniger bedroht Von Kriegen in Europa, atomaren Tagen, Von Flächenarmut und von großer Not.
Voll Dankbarkeit seh´ ich die große Toleranz, Mit der die Fundamentalismen langsam bröckeln. Die schöne Welt braucht keinen Feuertanz, Nicht Leichenberge, um herumzustöckeln.
Freilich ist meine Welt von Umweltschmutz bedroht, Denn Wasser, Luft und Böden leiden. Ja, viel zu viele Menschen hungern, leiden Not, Und es gibt Dummköpfe, die kriegen, streiten.
Bisher hatte ich ein hoch erfülltes Leben: Ich durfte vierzig Jahre Lehrer sein, Der jungen Welt von meinen reichen Gaben geben Und immer suchen nach der Weisen Stein.
So lebe ich und fühl´ mich aufgehoben, Getragen von denen, die gut es meinen, Habe mit Nachwuchs Denkschätze gehoben Und bin mit mir und meiner Welt im Reinen.
In meinem ganzen Leben hab´ ich großes Glück gehabt Mit einer wunderbaren Frau an meiner Seite, Und während nun der Zahn der Zeit an meinem Körper nagt, Bleib´ mir ein Geist erhalten, der mich fröhlich leite!