Er war beides: Ein Mörder und ein Komponist, Geächtet in Neapel, Madrigalgenie, Sehr offen und ganz ohne Arg und List, Der aus der Tonwelt schönste Klänge lieh.
Im Jahre 1590 kam er dann dahinter, Dass Donna Maria, seine Frau, ihn hinterging. Herzog Carafa kam heimlich im Sommer wie im Winter Zum Stelldichein ? und schenkte ihr so manchen schönen Ring.
Sie war so jung, so schön, doch nur in Liebe Für ihren Herzog hell entflammt, nicht für den Ehemann. Der lebte ganz für die Musik und seine Seelenschübe Und war beschäftigt, inspiriert, ein Prinz und Edelmann.
Er konnte sich nicht denken, warum Carafa immer kam, Denn dieser war ja Vater von vier Kindern, Da sah der Prinz in ihm den Ehrenmann ? Und konnte doch den Hahnrei nicht verhindern.
Schon die Familie seiner Frau hatte ihn einst verachtet, Obwohl von Stand er war, doch viel zu klein. Der Gesualdo hatte nach der Frau geschmachtet, Für, die Üppige, konnte er nur immer Spottbild sein.
Ja, die Familien, sie arrangierten diese Hochzeit Und alles schien danach scheinbar im Lot. Donna Maria, Vollblutweib, war stets freudenbereit, Riskierte für die Fremdliebe den sicheren Tod.
Tatsächlich: Don Gesualdo stürmt das Schlafgemach, Ersticht sie mit dem Schreckensruf: ?Du Hure!? Nachrücken Diener dann mit Dolchen und Gewehren Und sichern ihrem Herrn die nächste Fuhre:
?Tod dem Hundsfott!? brüllt Don Carlo Gesualdo Und lässt brutal den Herzog dann im Bett erschießen. Es war danach so totenstill, und niemand, der da floh, Und keine Götter, die den Prinzen schuldlos entließen.
Die Dolche wurden jetzt brutal in beide tote Leiber eingerammt, Dass Spuren davon selbst im Fliesenboden noch zu finden. Don Gesualdo raste einsam wie im Rausch und Sinnesbrand, Nur so, glaubt´ er, wär´ diese Schmach zu überwinden.
Er wurde nicht verurteilt, doch er zog sich ganz zurück Auf jene Burg in jenem Ort, die ihm den Namen gaben. Er hatte für den Rest des Lebens nur noch die Musik im Blick Und ließ mit aller Kraft vielstimmig seine Töne traben.
Die schönsten Madrigale für fünf Stimmen, Die Renaissancegesänge ohne Beispiel schuf er so, Verarbeitete seine Tat, die Notzustände und alle schlimmen, Doch selbst tiefste Ergriffenheit, sie machte niemals ihn mehr froh.
?Geht, Seufzer, eilet nur im Fluge Zu der, die Ursach´ mancher herben Qualen?. Zu solchen Texten schuf er Noten wie im Fluge Und es verschwammen die Ereignisse und Zahlen.
Exakt und ganz präzise, so rechnete er vorher aus, Was er der Welt an Tönen wollte musikalisch schenken. Er, der asketisch-fern, kam kaum mehr aus dem eigenen Haus. Nur so vermochte er sich noch ein wenig aufbauend zu lenken.
Die Töne linderten für ihn zeitweise schlimme Sünde, Nur sie ließen das Mordgenie ein wenig noch am Leben. Ja, die Musik war ihm jetzt Kraftquell, notwendige Pfründe, Denn für ihn selber gab es keinen wahren Segen.
Die Welt in seiner Nähe sah in ihm nur noch den Teufel, Und so verachtet und verfemt schuf er die Glanzmusik, Die anfangs anhebt, meist ganz leise als Geträufel Und mächtig, überzeitlich hadert mit dem Menschgeschick.
So schuf in dreiundzwanzig Jahren er eine neue Welt, Wurde Vorläufer für Scarlatti, Antonio Vivaldi Und hat geniale Renaissancemusik erwählt, Die heimlich nachwirkt bis Guiseppe Verdi.
Diese Musik, sie lotet alle Seelenräume aus, Geht so bewegend in die allertiefsten Tiefen, Erschüttert Mark und Bein im Menschenhaus, Holt alle ein, die einst im Trüben schliefen.
Die Madrigale tragen weit in diese Welt hinaus, Was an Bestand im Herzen schmerzt und was im Weinen. Das Lachen hier verlernt der freie Geist, wo aller Graus Die Sonne lässt in keinem Ehrenhaus mehr scheinen.
Die Schuld hat dabei die Unsterblichkeit erzeugt, Wo keine echte Sühne es für diese Mordtat gab. Die Sünde hat den Gesualdo nicht gebeugt: Er wartet auf Vergebung bis zum jüngsten Tag.