Sie war ein wunderbares, liebes, schönes Weib Und viele Männer hatten sich um sie bemüht. Ihr rundes, fast perfektes Antlitz und ihr Leib, Sie ahnten davon nichts, was jetzt noch ganz verfrüht.
Tatsächlich, nach der langen Werbezeit Schaffte ein reicher Mann, sie endgültig zu werben. Ja, riesengroß und sehr romantisch war dann die Hochzeit Mit der die Beiden alles Erdenglück schienen zu erben.
Nach und nach kamen dann die lieben Kinder, Das Glück, es sollte scheinbar niemals enden. Dadurch verlief des Mannes Aufstieg nur geschwinder, Nichts konnte mehr die Gnade dieses Wunders wenden.
Vier Autos, Miethäuser und Aktienpakete, Sie werteten das Ritual des Reichtums auf. Der Mann war wie ein König, ohne Nöte, Beschieden war ihm so ein großer Lebenslauf.
Man trat ihm immer ehrfurchtsvoll entgegen, Und er, der aus sehr einfachem Verhältnis´ kam, Genoss es, wenn er herrschte ? und betreten So mancher seinen Hut vorzeitig nahm.
Er war ein Profi, knallhart im Geschäft Und wer nicht spurte musste einfach gehen. Nie gab er aus der Hand sein eigenes Heft Und ließ sich nicht in eigene Karten sehen.
Doch seiner Frau war immer einsamer zumute, Als sie von ihres Mannes Handlungen erfuhr. Nur anfangs hielt sie ihm dies noch zugute, Denn das alles erforderte teilweise die Rosskur.
Als schließlich sie in ihrer langen Ehe Nur noch gähnend Langweiligkeit empfand, Weil man als Ehefrau sich nicht nur als Trabant verstehe, Wenn man emanzipiert entsprechend bei Verstand,
Da sah sie um sich, und sie fand auch einen Liebhaber, der sie vollkommen auf den Händen trug, Bei dem SIE Königin, hofiert und ganz im Reinen Mit ihrer Seele lechzend nach dem jungen Herzen schlug.
Sie fühlte sich jetzt erstmals rundum glücklich, Denn so begehrt im Mittelpunkt stand sie ja nie. Ihr toller Liebhaber, der dem Adonis glich War auch in Liebesdingen ein Genie.
Und schließlich kam der Ehemann dahinter, Er, der doch nie im Spiel verlieren konnte, Wurde zum Sehenden als Blinder ? Und tief gekränkt nur Rache in ihm wohnte.
Noch niemand wusste vom Fremdgeh´n der Frau, Nicht von ihm als dem Hahnrei und Gehörten. In seiner Männlichkeit verletzt, doch immer schlau Ließ er nur an sich ´rann, wo er gehörte zu Gekrönten.
Ob er den Nebenbuhler nicht ermorden ließe? Doch das verwarf er dann als zu riskant, Weil dieser stark, auf öffentlicher Wiese Zu schwer zu fassen wäre und nur zu bekannt.
Da in der Seele nun der Hass erst richtig brannte Und Scheidung für ihn nicht in Frage kam, Weil er gläubig die Konventionen kannte, Erfand er jene Lösung, die er billigend annahm.
Er tötete die Frau im eigenen Haus, Nahm der Perücken eine auf sein Haupt, Fuhr dann die Leiche in den Wald hinaus Und deckte sie mit jenen Zweigen, die belaubt.
Sein Alibi war dadurch bombensicher, Er heulte mit den Kindern, wie es sich gebührte. Kein Polizist hatte den rechten Riecher, Denn er schrie auf, als man ihn zu der Stätte führte.
Der große Mann, er spielte leidend vor, Wie man ihn sollte öffentlich wahrnehmen. Sein Schauspielertalent kramte er nun hervor, Mit dem schon immer er sich konnte alles nehmen.
Und Tage, Monate, sie gingen so ins Land, Selbst in den Medien ließ er sein Trauerspiel erschallen. Er spielte konsequent mit Ausdauer und viel Verstand Die Rolle, auf die jeder musste da reinfallen.
Doch dann kam etwas, das er noch nicht kannte. Es war nicht Reue und kein bisschen Schuld. Es war für ihn, der immer nach dem Höchsten rannte Plötzlich ein Innehalten, Suche nach der Huld:
Die Sehnsucht nach dem Lachen seiner Frau, Das Leid der Kinder so um ihn herum, Die Welt, die jetzt so öde und so grau ? Da bog das Grauen ihn ganz stumm und krumm.
Was hatte er getan, wer war denn er? War er noch Herr der eigenen Sinne? Nach und nach trug an dieser Last er schwer, Wie konnte daraus noch die Flucht gelingen?
Als er für sich verneinen musste, was ohne Ausweg, Er nicht die Seele mit dem Herzen trösten konnte, Da lief er hin zu jenem kleinen Bach und Steg, An dem in Kindertagen er einst badete und sonnte.
Er nahm den Schussapparat und schoss sich in den Kopf, Man fand ihn sterbend noch in seinem eigenen Blut. Gar seidig-weich hingen die Strähnen aus dem schönen Schopf, Und noch im Abschiedsbrief spürte man Hass und Wut.
Aus einfachen Verhältnissen einst hoch gekommen War es ihm unmöglich, ein wenig zu verlieren. Der Stolz, die Gier hatten ihm allen Mut genommen: So ist es, wenn Machtgeister Einfachheit verführen.
Wenn lebenslang die schwarz getriebene Seele wildert, Wenn niedere Herkunft angeborenen Ehrgeiz treibt Und niemals Sittlichkeit und guter Wille ausgebildet, Ist es der Tötungswille, der den Geist entleibt.
Ihm reichte nicht, die Liebe froh zu kultivieren Und seiner Frau nur ein Gefährte auf dem Weg zu sein. Warum musste er vor dem eigenen Ehrgeiz salutieren, Wo ihn der Preis hoch hielt nur als Tribut allein?