Immer war sie sehr groß, sehr schlank und sehr gepflegt, Ein Leben lang hat sie ein kleiner Mann geliebt, gehegt. Und sie war wirklich so auch exponiert und auserkoren, Denn sie hat einen Professorensohn geboren.
Alles in ihrem ganz und gar bescheidenen Leben, Das drehte sich nur um den Sohn und sein Erleben. Er war ihr Stern, ihr Tagesschein und ihre Wonne, Ihr Fixpunkt und des Lebens ganze Sonne.
Der eigene Mann war ihr am Ende nicht mehr wichtig, Der wehrte sich, doch seine Chance, die war nichtig. Selbst die Geschwister sahen in dem großen Sohn Des Lebens einzigen und für die Mutter rechten Lohn.
Je älter sie dann wurde, desto fixierter wurde dieser Stern, Denn sie, sie hatte ihn als Auserkorenen gern. Die Augen leuchteten, wenn sie von ihm erzählte Und ausführte, welch´ Flugreisen er jetzt erwählte.
Sie konnte stundenlang von ihrem großen Sohne reden, Ging nicht mehr aus, besuchte keine Läden. Wenn er in China wieder einmal ein Projekt erfüllte War es für sie, als ob ein Engel sie umhüllte.
Schlimm wurde es im Alter, als sie Fünfundachtzig, Doch das begann schon lange vor den Achtzig: Wenn niemand ihr die Frage nach dem Sohnemann bescherte, Dann blieb sie stumm und sagte, dass sie nicht mehr hörte.
Sie trat mit dieser Welt nur noch in Dialog, Wenn andere nicht schon den eigenen Prolog Auf ihre eigenen Kinder abgelassen ? Auf ihrer Mutterseite noch die ganzen Waffen.
So wurde es für alle Welt nur schwieriger mit ihr, Denn rasch schloss sich bei ihr das Sinnpanier, Weil sie die Wahrnehmung nur fokussieren wollte Auf jenen tollen Sohn, der alles bei ihr sollte.
Sie starb verbittert, als er Emeritus wurde, Nicht mehr im Flugzeug, niemals mehr bei einer Jurte. Und auf den Grabstein ließ sie dann für alle schweißen: ?Die Professorenmutter ? mit dem Sohn auf Reisen.? *