Die Erfindung des Lehrstuhls

©Hans Hartmut Karg
2012

Manch Heiligem sagte man nach,
Dass er mit seiner starken Stimme
Die Gläubigen in seinem Fach
Auf religiöses Handeln trimme.

Zu Padua, Antonius:
Der hatte ein solches Organ,
Mit dem er einen Gottesgruß
Lautstark im Volk verbreiten kann.

Doch an die Universität kam einer,
Der hatte eine Fistelstimme.
So war der Lehrkreis nur ein kleiner,
In dem man Höhe so erklimme.

Auf Leonardo zielt die Mär´,
Auf den, der aus da Vinci kam.
Der brachte nur ein Stimmlein her,
So dass ihn niemand hören kann.

Die Fistelstimme, die war leise,
Doch die Studenten mochten ihn.
Sie kamen oft von langer Reise
Und wollten des Berühmten Sinn.

Da ihn nur wenige vernahmen,
Verärgerte das manche sehr,
Denn so ward fraglich ihr Examen,
Wenn sie vernahmen fast nichts mehr.

Sie überlegten hin und her,
Wie sie den Lehrer hören könnten.
Die Prüfungsnöte drückten schwer,
Es musste sich für sie ´was wenden.

Also besorgten sie sich Bretter
Und zimmerten hoch einen Stuhl,
Damit der Lehrer umso netter
Dozieren konnte ? breit und cool.

Der Leonardo stieg hinauf,
Erreichte jetzt viel mehr Studenten.
Er förderte den Bildungslauf
Und konnte ihn zum Guten wenden.

So ward der Hochstuhl denn erfunden,
Mit dem auch stimmlich schwache Lehrer
Herankamen und über die Runden:
Studenten wurden Hochverehrer.

Von allen Unis schnell kopiert
Erwies der Hochstuhl sich dann weiter
Als Lehrstuhl so recht ungeniert
In aller Welt als ein Verbreiter.

Zwar konnte man damit Studenten
In großer Zahl lehrend erfreu ?n.
Ob Lehren sich zum Großen wenden ?
Das bringt die Zukunft ganz allein.

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