Schutzengel©Hans Hartmut Karg2017Nie glaubte er an SchutzengelUnd war stets Feind der Religion,Verlachte gar das Gottgedrängel,Den Geistkult wie auch Gottes Sohn.Man hatte ihm dennoch geschenktDen Engel, der, rückspiegeltanzend,Dort ward im Auto aufgehängt,Um gegen Unbill nun zu schanzen.Der Mann wollte kein Götzenbild,Weil er dem Gott längst abgeschworen.Doch seine Frau wollte den SchildDes Schutzes, lebensgeboren.Also ließ er den Engel hängen,Schön baumelnd, wenn er reisen ging.Er war nicht frei von Liebeszwängen,Der Engel nun am Spiegel hing.So fuhr er mit dem ganz alleinAuf einer großen Bundesstraße.Es musste herrlich Sommer seinUnd Glück umspielte seine Nase.Das Schiebedach, natürlich offen,Die Fenster ganz herab gekurbelt:So konnte er auf Fahrtwind hoffen,Der Frohsinn ward ja angekurbelt.Nun fielen doch vom HimmelszeltAus heiterem Himmel Regentropfen.Vorbei schien ihm die Sonnenwelt,Da galt es Öffnungen zu stopfen.Also schloss er das Schiebedach,Verschloss die Fenster, heizte ein:Der Regen brachte Ungemach,Der sollte nicht ins Auto rein!Dann setzt' er an zum ÜberholenDes Langsamfahrers und Lastwagen.Der wollte jetzt auch überholen,So dass die Wirkkräfte zuschlagen:Der Langsame, er sah ihn nicht,Als der im Toten Winkel fuhrUnd überholt' ohn' jede Sicht,Das trieb sein Auto aus der Spur.Er donnerte ins freie FeldUnd überschlug sich dort zweimal.Dann ward der Wagen aufgestellt,Der Rückenschmerz wurde zur Qual!Denn sein Gewicht lag auf dem Kopf,Dadurch die Wirbelsäule stauchte.Das Blut rann aus des Haares Schopf,Während das Auto stand und rauchte.Er konnte sich schon noch bewegen,Das Dach war völlig eingedrückt.Nur dort, wo offenbar der Segen,War alles gut, Leben geglückt!Denn über seinem Sitz das DachWar ganz intakt und nicht beschädigt.Wär' offen nun das Schiebedach,So wär' tatsächlich er erledigt.Der Schutzengel tanzt' hin und her,Als sein Auto zum Stillstand kamUnd er an Schmerzen trug zwar schwer,Doch für ihn knapp die Rettung kam.Ab diesem Tag nun ganz gewissSah er die Welt mit anderen Augen,Er den Schutzengel walten ließ,Weil ohne kann kein Leben taugen.*