In Seminarien hab' ich ihn oft erlebt: Groß, hager er als Lehrender da steht, Aufrecht, zuhörend, voll Aufmerksamkeit: Er gibt dem Nachdenken viel reiche Zeit!
Ein jeder darf reden, intervenieren, Man kann bei ihm so recht die Freiheit spüren, An die er sich als Vorbild immer bindet Und so den Lernenden die Angst entwindet.
Dabei bleibt er zu jeder Zeit Autor, Schreibt viele Bücher, als wär' er Hektor. Er weiß, wie man Neugierde schiebt, Weil er die allermeisten Menschen wirklich liebt.
So wird er konsequent noch Psychiater Und bleibt mir doch mein treuer Doktorvater: Verbindlich seine Aussagen, doch nie zu nah Ich ihn bei seiner schwersten Arbeit sah.
Er weiß: Zu viel Distanz ist gar nicht gut, Doch zu viel Nähe reizt zum Übermut! Aus sich heraus muss jeder doch selbst finden, Was Selbstbestimmung und wie und wo sich binden.
So wünsch' ich meinem lieben Doktorvater, Der stets guter Lebensberater, Dass er noch lange weltweit heilsam wirkt, Weil er sein Wissen uns gerne entbirgt.
Ich gratulier' deshalb dem edlen Mann, Der mir viel Gutes hat getan, Dass er die 100 schon anpeile, Der schönen Erde nicht so schnell enteile!