Die Morgengabe©Hans Hartmut Karg2016Am Morgen sah den BlumenstockIch still im Hausmüll vor sich siechen.Und er begann schon leicht zu riechen,Als wär's ein alter Unterrock.An diesem schönen FreitagmorgenHatte der Nachbar diese SchaleMit welkem Krautwerk, dass es kahle,Geworfen, um sie zu entsorgen.Für ihn war klar: Die alte Blume,Sie hatte ihre Zeit gehabt.Und wenn die Blüte nicht mehr klappt,Verwandelt man sie halt in Krume.Die Nichtpflege der Pflanze zeigte:Vertrocknet war die ganze Erde,Blüten verkümmert, was mich lehrte,Dass nichts sich vor dem Alter neigte!Von allem, was den Tod hier bringt,Um da ein wenig Macht zu üben,Weil schmerzlich und in wilden SchübenDie Pflanze ihre Not besingt.So siecht das Pflänzlein vor sich hin,Im Trockenkelch unendlich leidend,Das Auge weg von ihr nun gleitendDie Hoffnung ? nicht der Lebenssinn.Da nahm ich aus dem Haufen MüllDie Schale mit den Trauerblüten,Um sie ein wenig zu behüten,Gab Wasser, Dünger, Liebgefühl.Und Wunder: Es begann zu blühen,Verschönerte den Hauseingang,Begleitete den VogelsangUnd konnte so dem Tod entfliehen.*