Er war d a s Rätsel seiner Zeit Und wird der Menschheit ewig Rätsel bleiben. Für die Erziehung ist das Findelkind weltweit Ein Beispiel, an dem sich die Geister reiben.
War er wohl adelig von Geschlecht, War er der ausgesetzte Wurm? War er ein Tier, das nicht ganz echt, Bereitete ihm ein Gewissen Sturm?
Am Unschlittplatz im schönen Nürnberg Ward er ins tiefe Loch geworfen. Gefüttert wurde er, der Zwerg, War Einsamkeiten unterworfen.
Niemand sprach mit ihm, nur getränkt, Gefüttert ward der kleine Balg. Die Seele ward so tief gekränkt ? Und feucht durchsetzt sporte der Kalk.
Der Raum nahm alles auf, Angst, Exkremente, Dämmrig durchsetzt, das war der Tageslauf, Und grob und ungewaschen der Leib, die Hände, Da blühte keine Freiheit bei ihm auf.
Schließlich dann doch erbarmte sich das Herz, Das ihn bisher so wohl genähret hatte Und ließ ihn frei ? es war kein Scherz ?, Er sollte nicht mehr leben wie 'ne Ratte!
Tierlaute nur sprach nun der arme Tropf, Er konnte auch nicht lachen und nicht weinen, Ging stets gebückt mit Schulter und mit Kopf, Schleppend im Gang der Kummerkleinen.
Die Haare dicht und nestzerzaust, So überlang, es musste alles übel riechen, Denn wie ein Wilder, unbehaust, Gab es für diesen Menschen ja kein Siegen.
Dem Lehrer Meyer übergab man ihn Nach Ansbach, um zu kultivieren, Was ja in aller Lehrer Sinn ? Und um ihn in Gesellschaft einzuführen.
Es war nicht leicht, ihn sprechen lernen Und unaufrichtig war er auch. Er lief gern, ohne sich weit zu entfernen Und trug Kleidung, wie's damals der Brauch.
Das alles ging recht zäh, mit langem Fortschritt War anfangs leider nicht zu rechnen. Doch dann zog willentlich der Junge mit, Er lernte sprechen ? und ein wenig rechnen.
So nannte man halb amüsiert Den Knaben Kaspar Hauser, Kleidete ihn, wie's gebührt: Stolz war er, gar kein schlimmer Lauser!
Fürchtete nun gar der Leiberzeuger, Dass Kaspar sich erinnern könnte, Als ausgesetzt er vom Rechtsbeuger Und der an die Enttarnung sich so nicht gewöhnte?
Als Kaspar Hauser im Hofgarten ging Und er verletzt sich zu den Menschen schlich, Dann leidend starb, obwohl am Leben er doch hing, Die Fama nicht mehr von ihm wich:
War er der Sohn eines Prinzen aus Baden? Trat er als Kind von Nürnbergern herfür? Wer wollte diesem Menschlein schaden? Stand der zwischen Manie und Gier?
War er ermordet worden von der reichen Welt? Gab es für ihn denn wirklich keine Rettung? Bleibt leidend denn der Mensch auf sich gestellt, Wenn er nicht aufwächst ganz in Elternbettung?
Inzwischen zeigen die Genanalysen, Dass Kaspar Hauser dieser Welt wohl fremd geblieben, Denn Selbstmord hat ihn treiben müssen Aus dieser Welt: Sie konnte ihn nicht dauernd lieben.
Als man ihm Aufmerksamkeit dann nicht mehr schenkte, Verletzte er sich selber mit dem Messer schwer, Wodurch mit 22 Jahren er sich aus dem Leben lenkte Und für Vermutungen er nun kein Märchen mehr.