Nie werde ich den Augenblick vergessen, Als ich sie in der Mädchenreihe sah. Als wäre dieser Anblick gestern erst gewesen, So ist sie mir präsent, bis heute nah.
Im ersten Tanzkurs war sei meine Auserwählte, So groß, so schlank, so fein wie Porzellan. Verschämt und neugierig sich nun vermählte Ihr Blick mit meinem, das minutenlang.
Als uns die Lehrerstimme zueinander führte, Sah sanfte Röte ich ihr in die Wangen steigen, Denn damals es sich einfach nicht gebührte, Erregung und ein schlagend' Herz zu zeigen.
Den Blick senkte sie zu den neuen Schuhen, Während die Hände sich erstmals berührten. Für die Jungpärchen gab es nun kein Ruhen, Als unbeholfen sie den ersten Tanz vollführten.
Ja, das war mühsam, diese ersten Schritte, Und man genierte sich, wenn man sich trat. Man tanzte dabei nicht gern in die Mitte ? Und brauchte immer des Tanzlehrers Rat.
Doch nach dem Tanz durfte nach Haus' ich bringen Sie, lau die Maienlüfte, Arm schultergelegt. Im frühen Jahr begannen Vögel spät zu singen ? Wir waren so unendlich aufgeregt!
Denn als in der Allee der Kuss zum Mund sich neigte, Senkte ihr Kopf sich erst bis hin zum Kinn. Ob sie mir damit wirklich ehrlich zeigte, Dass mein Bemühen wär' gar ohne Sinn?
Doch, Wunder, langsam hoben sich die hellen Augen Zu mir, entgegen schob sich mir ein roter Mund, An dem sich alle Wünsche nun festsaugen ? Und sie die erste Lieb' ab dieser Stund'.
Noch heute rieche ich aus der Erinnerung Den süßen Atem, spür' die weichen Lippen. Minnend war'n wir - und beide herrlich jung, So schlank sie, ja, ich spürte ihre Rippen.
Die kleinen Knospen, auch die langen Haare Sind mir präsent gar noch in spätem Alter, Als gäbe es dazwischen keine Jahre, Wo frühe Lieb' blieb unser Lustgestalter.
Nie werde ich den ersten Augenblick vergessen, In dem sich unser beider Lippen fanden Und wir einstmalig uns so lieb gewesen, Umschlungen als ein Paar beisammen standen.