Zweierlei Kindheit©Hans Hartmut Karg2016Es gibt doch keine Kindheit mehr,Wie wir sie einst noch leben durftenMit Nachbarkinderscharenheer,Wo wir mit rostigen Rollern kurvten.Im Schmutzsandkasten sanken wir,Traumhaft verloren mächtig ein.Sandkuchen, Burgen schufen wir,Lebten mit Freunden ? nie allein! Wir schusserten und spielten Ball,Wir radelten zum fernen Bad,Misteten Hasen-, Hühnerstall ? Weil damals jeder Arbeit hat.Wir freuten uns mit allen Kindern,Wenn wir im Winter Schlitten fuhren,Schneeburgen bauten in den WinternUnd bei den Eltern mussten spuren.Man grüßte, sagte ?Bitte?, ?Danke?,Höflichkeit war noch Erziehungsziel.Bei Kindern sah man fast nur schlankeUnd glücklich waren wir beim Spiel.Jetzt gibt es weder Sand, noch Schmutz,Dafür den bunten Plastikmüll.Die Heli-Eltern bieten SchutzRundum ? und es ist furchtbar still.Man fährt heut' viele Kilometer,Um zur Schulfreundin hin zu kommen,Holt sie bald ab und gar nicht später:Zum Reiterhof muss man noch kommen!Geburtstage mit Kindern überall,Ein Riesenaufwand, viele Kinder:Das wird manchmal zur echten Qual,Der Streit wird dadurch auch nicht minder!Trotzdem: Bewegungslosigkeit,Wenn virtuell das Smartphone lockt.Was ist da noch ErlebniskindheitWenn man sich daddelnd nur verzockt?Das Einzelkind wird nur gefahrenVon einem zum andern Event:Man muss sich heute recht früh paaren,Damit man recht viel kennenlernt....Und Fernsehen ist angesagt:Man zieht sich alles nur voll rein,Chillt depressiv, weil das ja nagt ? Und will doch frei und lässig sein.Dann immer noch die vielen Lichter,Weil nur mit Licht man schlafen kann.Wie wird man da zum jungen Dichter,Wenn man sich träumt in den Angstwahn?Wo ist die Kindheit denn geblieben,Die etwas wagt und etwas will?Wo sind die Eltern denn geblieben,Die aushäusig zulassen wildes Spiel?*