Liebe Dichterfreunde! Wann und warum schreibt man Ironiegedichte? Was ist das Ziel von Ironiegedichten? Ironiegedichte wollen offene und/oder verdeckte Ängste, Nöte, Bedenken, Untiefen, Entwicklungen, Fehlentwicklungen, ungelöste Probleme, Haltungen aufdecken und mit feinem Spott überziehen. Das ist nicht leicht für die Leser. Die Doppelbödigkeit von vordergründiger Darstellung und hintersinnigem Spott wird mitunter nicht gesehen, denn sie ist mit Anstrengung und Mühe verbunden, sich in die Absicht einer Darstellung hineinzuversetzen. Der Bedeutungsaspekt ist mit dem Inhaltsaspekt nicht mehr unbedingt als identisch anzusehen. Ironiegedichte spiegeln personale, regionale und/oder globale Mentalitäten, die latent vorhanden sind und die mit den Mitteln der Poesie offengelegt werden. Das Ironiegedicht will demnach unterschwellige Denkförmigkeiten nicht verstecken, verdrängen oder gar mit einem Darstellungs- und Frageverbot belegen, sondern sie gerade zur Darstellung bringen, in der Hoffnung, daraus eine Verfeinerung, Kritik und/oder Korrektur von Sichtweisen zu gewinnen, Ängste abzubauen und vielleicht sogar zur Haltungsrevision bzw. Haltungskorrektur beitragen. Diese Gedichte richten sich auch gegen Vorurteile, manche Blindheiten und wollen die unterschwelligen Bedenken auf den Punkt bringen. Der feine Spott will niemals verletzen, jedoch auch nicht verharmlosen, aber doch zu freiheitsfördernder Angstumkehr und Empathie führen, wo dies der Dichterpersönlichkeit möglich und nötig erscheint. Das Verstehen k ö n n e n setzt das Verstehen w o l l e n voraus. H. H. Karg