Gerade war ich 10 geworden, Da stand Weihnachten schon vor der Tür. Die Mutter buk an Plätzchen viele Sorten, Für Lichterglanz hatte sie auch Gespür.
Dem Vater ging es damals nicht so gut, Doch Brennholz hatten wir zum Heizen, Das Schlachtschwein brachte neuen Mut: Nun konnte man den Weihnachtsbraten beizen.
Gewünscht habe ich mir nie recht viel, Denn unsere Eltern waren leider arm. Das kompensierten sie mit viel Gefühl: Im Wohnzimmer war es gemütlich ? und schön warm.
Ja, die Erwartung war nicht groß Bei meinen jüngern Schwestern und bei mir. Das ist und bleibt der Armen Los, Dass wenig Hoffnung ? und auch kein Klavier!
Doch dann, an Heiligabend gingen mir die Augen über, Da lag doch unterm Baum die Armbanduhr, Ein Karl-May-Band grüßte auch herüber ? Und noch ´ne lange Paketschnur,
Die um ein schweres Teil gewickelt war: Ein dreibändiges Lexikon von Quelle! Den Wunsch hatten die Eltern offenbar Gewusst ? und es gekauft so auf die Schnelle.
Stolz trug ich Armbanduhr ? und Karl May, Vertiefte mich den ganzen Abend in die Bände, Und meine Augen strahlten wie im Monat Mai ? Und freudig blätterten die Seiten meine Hände.
Vergessen war der schlimme Kalte Krieg, Atombedrohung und die vielen Menschenhändel, Denn Bildung trug heute davon den Sieg Und führte höher nun das Wissenspendel.
So wurde mir dies´ Weihnachtsfest zur Offenbarung Und Wert an sich für meine kleine Seele, Damit endlich die schöne Geistesnahrung Mich für die Enzyklopädie erwähle.