Sie war die allerbeste aller Lehrerinnen, Fleißig, beständig und sehr konstruktiv, Stets kontrolliert, loyal im Reden und Besinnen, Herzoffen, wenn man zu den Idealen rief.
Die Schüler liebten sie gar heiß und innig, Sie förderte ein jedes Menschenkind. Bei ihr war alles gut, mutig und stimmig, Wie manche Frauen das im Leben denn so sind.
Sie arbeitete überall mit allen gut zusammen, War klug und wollte niemand dominierend suchen. Kollegiale Vorschläge aus ihrem Munde stammen, Sie brachte Süßigkeiten, Honig, Milch und Kuchen.
Obwohl sie mit dem Chef gut reden konnte, Merkte der nicht, was da in seinem Hause lief. Wenn man aus hoher Warte alles nur bewohnte, Sah man nicht immer, wo ein Schmerzschrei rief.
Mit einem der Kollegen hatte sie doch angebandelt Und niemand merkte etwas von der Liaison. Die hat sie selbst heimlich etwas verwandelt: Jetzt spürte sie als Frau die Anerkennung und den Lohn.
Denn leider war ihr Ehemann ja keiner, Der ihren Fleiß wirklich verstehen konnte. Er war sehr einfach, Handwerker und einer, Der abends gern mit Bier das Haus bewohnte.
Fühlte er sich so unterlegen, dass er trank? War ihr die Liebe von ihm nicht genug? Erwartete sie von ihm denn mehr Dank? War er es nicht, der sie auf Händen trug?
So kam es, wie es kommen musste: Er fühlte sich unsicher und schlecht angenommen, Und unter einer scheinbar heilen Ehekruste Waren bei ihm die ersten Zweifel aufgekommen.
Als sie nun eines Tages wieder länger fort Und er erfuhr, dass eine Konferenz es gar nicht gab, Auch keinen Unterricht und keinen Sport, Der ihr ja immer so am Herzen lag,
Da holte er ihr Handy aus der Tasche, Das sie leider im Haus vergessen hatte, Zog es rasch aus der Tasche an der Lasche Und sah den Ring, den sie verstaut in Watte.
Recht irritiert begann er nun zu spionieren Und fand dort Liebesbotschaften recht viel. Ein Nebenbuhler war hier am Verführen Zahlreiche Treffen waren schon ein Ziel.
Niemals hätte er auf Betrug gewettet, Denn sie war ihm als Frau doch recht gefällig, Und seine Nerven ? bierselig gebettet ? Waren für ihre Schmeicheleien stets anfällig.
Doch das hier kränkte seine Männlichkeit, Weil er gehörnt und schwer getroffen sah: Er, der doch immer freundlich, hilfsbereit, War jetzt der allergrößten Niederlage nah.
Als sie nach Hause kam, fand sie ihn nicht. Doch dann, in seiner Werkstatt fand sie ihn. Er hing am Nylonseil, Totengesicht, Und eine letzte Träne glänzte noch am Kinn.